Fachgruppe Bahnerden

Seit 2005 ist die Ortswehr Egestorf durch die Deutsche Bahn (DB) und die Stadt Barsinghausen mit der Sonderaufgabe „Erdung der Bahnstrecke“ beauftragt. Das Gebiet umfasst die Bahnstrecke Bad Nenndorf / Bantorf / Winninghausen / Barsinghausen / Kirchdorf / Egestorf / Wennigsen mit einer Gesamtlänge von etwa 14 km.

Warum muss im Einsatzfall eine Erdung der Oberleitung erfolgen?

Die Speisung der DB-Oberleitungen erfolgt über eine 110 KV (Kilo-Volt, 1 KV = 1000 Volt) Speiseleitung aus bahneigenen Kraftwerken. Im Bereich neben der Bahn stehenden Unterwerken wird die Spannung auf 15 KV herunter transformiert. Von diesen Unterwerken gelangen die 15 KV über Speiseleitungen in die Oberleitungen.

Kommt es im Gleisbereich der DB zu einem Zwischenfall / Unfall, so wird über den örtlichen Einsatzleiter und die Rettungsleitstelle eine Stromabschaltung bei der DB beantragt. Innerhalb weniger Minuten erhält das Einsatzleitfahrzeug ein Bestätigungsfax, dass die Strecke für den Zugverkehr gesperrt ist und die Oberleitung stromlos geschaltet wurde. Da sich nach dem abschalten trotzdem noch bis zu 5 KV Spannung auf der Oberleitung befinden, ist es zwingend erforderlich, durch eine Erdung diese Restspannung abzuleiten!

Muss bei jedem Einsatz die Oberleitung geerdet werden?

Der Sicherheitsabstand zwischen stromführenden Teilen (Fahrdraht, Stützrohre) und elektrisch leitenden Gegenständen wie Leitern, Personen auf Zügen und sonstigem Material darf 1,5 Meter nicht unterschreiten.
Wird aufgrund der Einsatzlage eine Annäherung mit leitenden Teilen an die Oberleitung nötig, so muss unbedingt geerdet werden!

Warum übernimmt die Feuerwehr das Bahnerden?

Normalerweise wird die Erdung der Oberleitung durch geschultes Personal (Notfallmanager der DB oder der Bundespolizei) durchgeführt. Da der Zuständigkeitsbereich dieser Kräfte jedoch größere Gebiete umfasst, beträgt die Anfahrtszeit mitunter bis zu 45 Minuten. Bei Personen in Notlagen muss schneller gehandelt werden, so dass wir alarmiert werden.

Durchführung der Bahnerdung

Die Oberleitung hat einen Abstand zu den Schienen von 4,90 bis 6,00 Meter. Um einen Abfluss der Restspannung aus der Oberleitung zu erreichen ist es nötig, eine Kurzschlussverbindung zwischen Oberleitung und Schiene herzustellen. Ein Erdungssatz, welcher auf dem geländegängigen MTW der Feuerwehr Egestorf mitgeführt wird, besteht aus folgenden Teilen:

Spannungsprüfer (isoliert)
Erdungsseil mit Schienen- und Fahrdrahterdungsklemmen
Erdungsstange (mehrteilig mit Bajonettverschlüssen)
Wird von der Einsatzleitung der Befehl zur Bahnerdung erteilt, begibt sich der Trupp zum Erdungspunkt und bereitet die Materialien vor:

– Zusammenstecken aller Teile (Spannungsprüfer, Erdungsstange)
– Testen des Spannungsprüfers
– Befestigung der Schienenerdungsklemme an der mastseitigen Schiene des Gleises
– Einhängen des Spannungsprüfers in die Oberleitung und Kontrolle der Spannungsfreiheit
– Aufrichten der Erdungsstange mit aufgesetzter Fahrdrahterdungsklemme
– Einhängen der Fahrdrahterdungsklemme und verschließen durch Drehen der Stange
– Abziehen der Erdungsstange zum Einhängen weiterer Seile

Eine Erdung erfolgt immer vor und hinter dem Einsatzabschnitt

Da wir nur über die Möglichkeit zum Erden eines Gleises verfügen, die Deisterstrecke aber zum Teil zweigleisig verläuft, kann es nötig sein von einem zweigleisigen Bahnhof ein weiteres Erdungsgeschirr anzufordern!

Fortbildung zum 15 KV – Erdungsberichtigten

Um als Feuerwehr die Erdung der Oberleitung durchführen zu dürfen, muss man von einem Oberleitungselektriker der Bahn eingewiesen werden. Diese Einweisung dauert in der Regel 8 Stunden und umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil. Dieser Lehrgang muss nach 2 Jahren in einem 4 stünigen Training wiederholt werden, sonst erlischt die Berechtigung zum Bahnerden der betroffenen Personen.